Wettbewerb - Reinhold Würth Hochschule - Campus Künzelsau
Städtebauliches Leitbild Das Areal Hofratsmühle gliedert sich in eine Suburbane und eine Landschaftszone. Die robuste Suburbane Zone an der Landesstraße steht im spannungsreichen Kontrast mit der feingliedrigen Landschaftszone am Fluss und der Kulturlandschaft im Kochertal. Die Verknüpfung von klassischen Stadtfunktionen unterschiedlicher Qualität und Prägung bildet das städtebauliche Leitbild. Lehre, Innovation, Produktion und Wohnen gruppieren sich um das Stadtzentrum und den neu geschaffenen Kocherpark.
Landschaftsbezug Punktbauten im Innovations- und Wohnpark ermöglichen Sichtbezüge und Verknüpfung des urbanen Raums zum Landschaftsraum Kocher. Der Kocherpark bildet den zentralen landschaftlich geprägten Treffpunkt im unmittelbarer Nähe zum urban geprägten Mühlenplatz. Geschossigkeit und Positionierung sämtlicher Hochbauten ermöglichen Blickbezüge zwischen beiden Talseiten und bezieht so die umliegende Kulturlandschaft ein. Nachhaltigkeit Der Ansatz des nachhaltigen Umgangs mit der Natur und Energiegewinnung, der sich aktuell in Form eines Wasserkraftwerkes und Solarenergie, auf dem Areal wiederfindet, soll auch zukünftig eine gewichtige Rolle in der Entwicklung haben. Das anfallende Regenwasser z.B. kann zukünftig als Grauwasser verwendet werden. Bei Starkregen wird überschüssiges Regenwasser in Retentionsmulden (in den Pocketplätzen und Stadtwald) zum Teil natürliche versickert. Neben einer positiven Wirkung auf das Mikroklima wird dadurch auch der Vorfluter bei Starkregen entlastet. Der tief liegende Kocherpark wird bei Hochwasserereignissen z.T. geflutet wodurch der Kocher, in Form von Auenvegetation, weit im Campus präsent ist. Freiraumtypologien Eine Vielzahl unterschiedlicher Freiraumtypologien durchziehen das Campusareal. Der Mühlenplatz bildet das Zentrum des öffentlichen Lebens im Areal. Eine Promenade mit Zierobst leitet den Besucher zu weiteren Räumen unterschiedlichster Aufenthaltsqualität. Den kleinen Mensaplatz, der durch den direkten Bezug zur Kocher an Qualität gewinnt, im Osten und den robusten „Pocketplätzen“ die das westliche Gewerbeareal gliedern. Der sich sukzessive im Entstehen befindende Stadtwald und Kocherpark bilden mit den „Kocherblicken“ das landschaftliche Rückgrat im Quartier. Diese Freiräume leisten zudem einen wichtigen Beitrag für Erholungsuchende die die Wander- und Radwegerouten entlang der Kocher nutzen. Hofratsmühle Die „Hofratsmühle“ ist ein suburbanes Zentrum im Kochertal zwischen Künzelsau und Morsbach. Die Ausarbeitung einer landschaftlich geprägten Kocherzone und einer urbanen Stadtzone sind das Fundament der neuen Hofratsmühle. Diese Zonen nehmen Stadtkammern unterschiedlicher Qualität und Prägung auf die für vielseitige Nutzungen Raum bieten. Differenzierte Gebäude- und Freiraumtypologien sorgen für die Unverwechselbarkeit und Identität der einzelnen Stadtkammern. Aufgelöste Hoftypologien auf dem derzeitigen Industrieareal bilden die Produktionszone. Diese Bebauungsstruktur bietet sowohl die Möglichkeit für eine zukünftige Erweiterung der Hochschule sowie die Entwicklung anderer Bildungszentren und Büronutzungen. Vier geschossige Baukörper zur Landesstraße wirken gegen den Straßenlärm. Zum Innovationspark bilden sie eine klare städtebauliche Kante. Die Erschließung erfolgt zentral über die jeweiligen Plätze der Hofstrukturen. Der „Innovationspark“ wird durch locker verteilte Punkthäuser im „Stadtwald“ geformt. Die gewählte Bebauung lässt Blickbeziehungen in die umliegenden Landschaftsräume zu. Wechselnde Orientierungen in Richtung Kocher, Stadtwald und Produktionszone bieten ein spannungsreiches und inspirierendes Arbeitsumfeld, welches vor allem innovative Unternehmen und Startups (z.B. Studierende) dienen soll. Individuelle Architektursprachen dienen der Identifikation der Unternehmen. Das Forschungsgebäude F bildet in Phase 1 den Auftakt und Anreiz zur Entwicklung des Innovationsparks und gewährleistet durch seine Positionierung kurze Wege innerhalb des Campus. Das bereits in Phase 1 zu schaffende neue Zentrum des Areals entwickelt sich um das historische Mühlengebäude. Der Mühlenplatz wird durch einen klaren Solitärbau – Lehrgebäude G – und die bestehende Bebauung gefasst. Der bestehende C-Bau wird durch einen Anbau im Untergeschoss ebenerdig an die neue Platzsituation angeschlossen. Der bestehende Verbindungssteg zwischen Gebäude D und C wird über den westlichen Eingang des C-Baus konsequent auf den Platz geleitet. Hier findet das Portal des ehemaligen Mühlengebäudes seinen prominenten neuen Platz. Eine kleinmaßstäbliche Nachverdichtung mit Gästehäusern, Cafe und studentischen Nutzungen wie Waschsalon oder Fahrradwerkstatt lässt einen lebendigen Ort entstehen. Das Lehrgebäude G lässt den Bodenbelag des neu geschaffenen Mühlenplatzes in seinen Innenraum fließen. Das offene Erdgeschoss kann flexible Nutzung wie Ausstellungen, Informationen oder Veranstaltungen aufnehmen – Ein Raum zur Begegnung. Der Solitärbau bildet das Gelenk zwischen zukünftiger Erweiterungen der Hofratsmühle und der spannenden Achse Mühlenplatz-Mensaplatz. Das bestehende Auditorium des Gebäudes D bildet weiterhin den Endpunkt des Campus. Die übliche Laubengang Typologie des Studentenwohnheims nutzt das schmale westliche Ende des Planungsgebiets perfekt aus und bietet am Schmelzpunkt der Landschaftszonen eine hohe Wohnqualität direkt am Kocher. Die Verlegung der Anbindung an die Landesstraße in die Mitte des Areals bietet die Möglichkeit zur Erstellung einer Parkgarage, welche die notwendigen Parkplätze in sinnvoller Weise stapelt und wertvolles Bauland freihält. Der PKW Verkehr wird konsequent direkt nach Einfahrt in das Areal gefasst und verarbeitet. Dies wiederholt sich in Phase 2 mit einem weiteren Parkhaus an der westlichen Einfahrt in die Hofratsmühle. Durch sequentielle Öffnungen des Uferbewuchses werden kleine Naherholungsoasen geschaffen. Die Erstellung des Kocherparks und die Öffnung des historischen Kanals bilden den qualitativ hochwertigen Abschluss der Entwicklung des vielfältigen Areals Hofratsmühle.
Projektteam
Dipl. Ing (FH) Rafael Grups, Dipl. Ing. (FH) Claus Thümmel, Sima I Breer Landschaftsarchitektur, Winterthur (CH)